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Raus aus dem braunen Sumpf - Neonazi-Aussteiger Mathias Adrian beim Juso-Kreisverband - Beeindruckender Vortrag

Presse

von links: Mathias Adrian , Holger Schiwietz, Philipp Rösel, Robert Schön

Sulzbach-Rosenberg. (phl) Sein Anliegen ist es, aufzuklären, zu informieren und somit wertvolle Präventivarbeit zu leisten. Viele Bürger der unterschiedlichsten Altersschichten folgten der Einladung des Juso-Kreisverbandes in die Sportpark-Gaststätte, um Referent Mathias Adrian anzuhören und zu diskutieren. Adrian tourt, seitdem er dem Rechtsextremismus und der NPD den Rücken gekehrt hat, als Mitarbeiter der Aussteigerinitiative "Exit" durch Deutschland.

Adrian legt großen Wert darauf, mit den gängigen Klischees gegenüber Rechtsextremen aufzuräumen. An seinem eigenen Beispiel zeigte er auf, dass Neonazis keineswegs immer aus zerrütteten Familienverhältnissen stammen und aus Frust durch gesellschaftliche Benachteiligung zum Rechtsextremismus finden.

Aus intakter Familie

Er selbst stamme aus einer gut situierten Großfamilie, der Vater selbstständig, die Mutter Hausfrau, was ihm eine wohlbehütete Kindheit bescherte. Kontakt zu rechtem Gedankengut habe es jedoch immer gegeben. Als man ihn mit neun Jahren in der Schule der damals gängigen Schockpädagogik mit Bildern von Leichen und Deportierungen während der NS-Zeit aussetzte, suchte er das Gespräch mit dem Großvater.

Dieser habe ihm erzählt, das sei alles ganz anders gewesen und dass man ihn in der Schule belüge. Antworten fand er schließlich in der "Nationalzeitung", einem der bedeutendsten rechtsextremen Propagandamedien der Republik. So festigte sich sein Weltbild vom Dritten Reich als der "guten alten Zeit" und dem deutschen Volk, das seit der Besatzungszeit von allerlei Verschwörern andauernd belogen werde. "Ich glaubte daran, dass die ganze Welt unter einer allumfassenden Weltverschwörung des Judentums, der USA und allerlei anderer dunkler Schattengestalten leidet. Die Wahrheit meinte ich nur in rechtsextremen Medien zu finden, weshalb ich mich als erstaunlich beratungsresistent hinsichtlich meines Weltbildes erwiesen habe", so Adrian. Er fand relativ schnell den Einstieg in die NPD und rangierte dort schließlich in höheren Ämtern, wie z.B. als Leiter des parteieigenen Ordnerdienstes in Hessen. Tief verwurzelt in seiner damaligen nationalsozialistischen Denkweise kamen jedoch durch die Aktivität in der NPD erste Zweifel auf.

Anspruch und Realität

Adrian wunderte sich immer mehr über Korruption, fragwürdige Führungswechsel und Ungereimtheiten mit der Ideologie der NPD und dem tatsächliche Verhalten ihrer Führungsmitglieder.

Schließlich zog er sich aus der NPD und ihrem direkten Umfeld zurück und suchte seine Antworten in Originalliteratur aus dem Dritten Reich wie etwa Hitlers "Mein Kampf" und Alfred Rosenbergs "Der Mythos des 20. Jahrhunderts". "Ich fing als überzeugter Nazi an, dieses Zeug zu lesen. Danach befand ich mich in einem Schockzustand, als ich merkte, was das für ein Schwachsinn ist".

"Alles aussteigen"

Adrian beschreibt rechtsextreme Denkzirkel nicht als bloße politische Überzeugungen, sondern als all umfassende Weltbilder, deren Verlust bei Aussteigern oft ein seelisches Loch schafft. Vor allem deswegen biete "Exit" stets psychologische Betreuung an, die den Ausstieg begleitet.

Mathias Adrian hat diese Probleme alleine bewältigt, jedoch nur mit Unterstützung durch seine damalige Freundin. Er berichtete von relativ einfachen Fällen bis hin zu regelrechten Evakuierungen, die das schaffen einer neuen Identität nötig machten. Hier vertrauten Betroffene "Exit" vor allem deswegen, weil es sich nicht um eine staatliche Organisation handelt.

Für die Zukunft plane man, mehr Aussteiger zu Jugendsozialarbeitern auszubilden, um noch mehr jungen Menschen zu helfen, dem rechtsradikalen Irrsinn zu entkommen. Das neue Programm "Alles aussteigen" biete darüber hinaus auch Aussteigern aus anderen Formen des gewaltbereiten Extremismus Hilfen an. Um die Finanzierung von "Exit" zu sichern, sei man weiterhin auf Mittel des Bundes angewiesen. (phl)